Autorenportrait Alexander A. Gronau |
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"Die Poesie ist machtvoller als das Feuer. Sie ist die Gestaltungskraft." |
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Im Herbst 2003 gründete ich den Autorenverlag Bibliothek Nemeton, um für einen neuen literarischen Ansatz Raum zu schaffen: die Visionäre Literatur. Seitdem lebe ich hauptberuflich als Schriftsteller. Mir geht es in meinem Schreiben gleichsam um die poetische Macht des Imaginären wie um die seelischen Dimensionen von Mensch und Welt; daraus entfalte ich meine Geschichten, die eine innere, verborgene Sicht auf die Wirklichkeit aufscheinen lassen. Meine Romane entwickeln einen epischen Charakter, was ich in unserer beschleunigten Zeit für besonders wichtig erachte. Mit Bedacht bewege ich mich mit meinem Verlag abseits des überkommerzialisierten Literaturbetriebs, da mir eine uneingeschränkte künstlerische Selbstbestimmung Grundbedingung ist. Ich wende mich damit gezielt an Leser, die - fernab des Mainstreams - nach tiefgreifenden Lese-Erfahrungen suchen. Damit harmoniert, daß alle Bücher aus meinem Autorenverlag von mir selbst in Manufaktur so bibliophil wie liebevoll hergestellt werden. ![]()
Wir leben leider allgemein in einer Zeit weitgehender Reflektionsverweigerung. Daher kann eine milliardenschwere, korrupte Oberschicht immer größere Teile der Bevölkerung verarmen lassen. Zugleich verflachen die Massenmedien die Menschen in ihrem Denken zusehends. Anspruchsvolle, kritische Literatur, die herausfordert und das Bewußtsein entgrenzt, ist im herkömmlichen Literaturbetrieb mit seiner weitgehend belanglosen Unterhaltungs-Publikation längstens nicht mehr möglich. Ich finde diese Art seichter Literatur jedenfalls nicht spannend. Auch kann ich mich als deutscher Schriftsteller, der sich in der reichen Tradition unseres eigenen Kulturkreises sieht, die über Schiller und Goethe bis hin zu E.T.A. Hoffmann, Hölderlin und Kafka reicht, um nur einige Namen zu nennen, nicht mit den amerikanisierten Genres unserer Zeit identifizieren, die da Mystery, Thriller oder Fantasy lauten. Ich setze dem Poetisches, Mythisches und Visionäres entgegen!
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Geboren wurde ich in Nürnberg; eine geschichtsträchtige Stadt, die von einer immerwährenden Gegenwart des Vergangenen geprägt ist. Sie verfügt über eine mittelalterliche Stadtmauer, die unmittelbar am Hauptverkehrsring die Altstadt umgibt, wie um diese vor der unüberhörbar lärmenden Moderne zu schirmen. Sie weist starke, mächtige Türme sowie viele Fachwerkhäuser auf. Die Burg sitzt auf einem Sandsteinfelsen, der Grotten birgt und durchzogen ist von unzähligen unterirdischen Gängen; in ihm hat man Gegenstände aus der Bronzezeit entdeckt. Die Zeit der Industrialisierung ist mit ihrer Häßlichkeit jedoch allzu präsent. Unübersehbar sind auch die Gebäude des sogenannten Dritten Reiches, die - wie zu vieles in Nürnberg - vor sich hin verfallen. Nürnberg ist also eine Stadt, die aus unterschiedlichsten Epochen viele Geschichten und Gesichter birgt, die einander überlagern und sich nicht selten auch abstoßen. Die Gegenwärtigkeit des Vergangenen inmitten einer äußerst maroden Moderne hat auf mich als Schriftsteller sicherlich einen subtilen Einfluß genommen. Als Kind wuchs ich im Stadtteil Langwasser auf, an den damals ein sich selbst überlassener Mischwald grenzte, durch den ich oft mit gleichaltrigen Freunden streifte, da es uns immer wieder in ihn hineinzog. Er hatte unterschiedlich lichte und verbergend dunkle Gesichter. Man traf auf Rehe, unzählige Bachläufe durchzogen ihn und schufen ab und an Dutzende kleine Inseln. In seinem Grün spielten wir Abenteuer, waren alle mal Robin Hood und fanden uns dabei unbewußt in die Umgebung des Waldes ein. Die halbverschütteten und zersprengten Bunkeranlagen waren uns eher Höhlen und geheime Orte denn Kriegsüberbleibsel, auch wenn wir wußten, daß der uns ferne Krieg für die Großväter Wirklichkeit gewesen ist. Mich faszinierte jedenfalls das Geschichtenerfinden und der Wald war hierfür ein guter Hort der Eingebung. Mit zwölf begann ich zu schreiben und es wurde mir zum Erlebnis Geschichten aus mir heraus entstehen zu lassen, deren inneren Verzweigungen ich folgte wie den Bachläufen eines Waldes. Im Zentrum der von mir re-keltisierend nacherzählten alteuropäischen Überlieferung "Der erste Zweig des Mabinogi - Pwyll, Häuptling von Annwvyn" steht der rote Wald Glynn Cuch, der eins ist mit dem in ihm verborgen wohnenden Waldgott Arawn.
Meine eigene Literatur macht sicherlich nicht zuletzt das Durchdringen moderner kosmologischer Theorien und alteuropäischer Mythen aus. Demzufolge ist mir die Meta- und Quantenphysik und allenthalben das Visionäre in der Kunst sehr bedeutend. Denn die Möglichkeit zu visionären, imaginären Vorstellungen ist das, was uns als Menschen stark ausmacht. Auch habe ich erkannt, daß viele Mythen tiefe Wirklichkeitsebenen in Seelenbildern erfassen, die für uns Menschen anders gar nicht zu begreifen sind. Die heutige Gleichsetzung von Mythen mit Lügen und Irrtümern ist mir ein Graus und zugleich ein Beweis für die um sich greifende Geistlosigkeit. Das Zurückbringen des Walküren-Mythos in unsere Kultur, - was ich im ersten Auftakt mit meinem Walkürenroman "Die Walküre Swanhild" vollziehe, der meinen Recherchen nach der erste Walkürenroman der gesamten Literaturgeschichte ist, sowie mit meiner Kinderbuchreihe "Die kleine Walküre" - , stellt meinen feuernen Schutzwall dagegen dar.
Die Poesie ist machtvoller als Feuer. Sie ist die Gestaltungskraft! Die Poesie ist wie das eigene, innere Feuer, das man in sich erfühlen und ertasten muß, um ihm Form in der Sprache zu geben. Gespeist wird es aus dem, was in unserer Kultur das Unbewußte genannt wird; unbewußt muß es einem aber nicht bleiben. Dann nämlich nicht, wenn man der eigenen Bilderwelt nachgeht. Durch das Schreiben von Geschichten entfalte ich diese inwendigen Schichten von Wirklichkeit. So legt der Poet meines Zukunftromans "Der letzte Dichter in der Stadt ergrauter Schattierung" in der ergrauten Realität einer futuristisch übertechnisierten Welt, in der Menschen zunehmend lediglich noch Reste des Menschlichen an sich haben, seine lohende Innenwelt frei und sucht durch diese einen Ausweg aus dem global gewordenen Moloch, der sich Zivilisation nennt. Seine bloße Existenz ist für das System, das sich uneingestanden entmündigte Konsumenten züchtet, bereits ein Affront. Denn er drängt mit seiner Poetik ins seelisch Unbändige.
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Nur an das Materielle und an keinen seelischen Sinn in den Dingen zu glauben, ist meiner Überzeugung nach eine kollektive gesellschaftliche Entscheidung und keine objektive Wahrheit. In meinen utopischen Büchern verknüpfe ich daher so gerne mythische Vorstellungen mit neuesten kosmologischen Weltbildern. Das Visionäre geht in meinen Geschichten aus der Wirklichkeit hervor. Doch unterscheidet sich meine Art der Wahrnehmung von herkömmlichen Betrachtungen. Denn das Mythische ist meiner Anschuung nach nicht nur in der inneren Bilderwelt des Menschen zu finden, sondern integraler Bestandteil der Welt selbst. Im Besondern möchte ich in meinen Geschichten die Ahnung aufscheinen lassen, welch sinnhaftes Menschsein (wieder) möglich wäre. In mancherlei Hinsicht entscheiden wir uns selbst für eine bestimmte Realität. Denn Realität ist nichts starr Festgefügtes. Die Quantenphysik lehrt uns, daß wir oft weit mehr die Realität interpretieren als objektiv erkennen. Für was wir keine Begriffe haben, oder was kulturell streng verboten ist, filtert unser Gehirn sogar aus. Jeder Katholik oder Salafist wird jede Göttinnen-Wahrnehmung seines Unbewußten verdrängen, obgleich alle nicht-monotheistischen Kulturen der Menschheitsgeschichte die Erde stets als Göttin erlebten und geschaut haben. Jedes Regime bemüht sich also mittels Propaganda um die Bewußtseins-Manipulation seiner Bürger. Und die heutigen Medien verkommen zusehends zu Predigern der aktuellen Staatsideologien.
Die Kehrseite davon lautet: Je besser wir unser Unterbewußtes kennen, um so selbstbestimmter leben und denken wir, denn desto mehr der Wirklichkeit können wir unverfälscht erkennen. Es ist sehr bezeichnend, daß unsere Zivilisation keinerlei Umgang mit dem eigenen Unbewußten lehrt, was indigenen Kulturen selbstverständlich war und ist. Der Lehrsatz lautet doch: Wahrnehmung ist ein kreativer Akt! Um dem gerecht zu werden, bedarf es des seelisch freien Menschen. Hieran knüpft meine Visionäre Literatur an. Ein besonders maßgeblicher Bestandteil ist jene Thematik in meinem Werk "Masken der Macht". Darin will eine maskenauftragende Geheimgesellschaft einen abseits lebenden Grafen als den Letzten von ihr noch nicht Vereinnahmten mittels ihres Versprechens zur Machtteilhabe, - in Wahrheit aber zu dessen unterwerfenden Ichzerstörung - , das Gesicht nehmen. Und der Suchende im Roman "Der Weltenring oder Die Suche nach dem grünen Land" kann in der Welt über seine innerseelische Resonanz nur finden, was er in seinen tiefen Wesensschichten bereits in sich trägt. So breche ich mit jeder meiner Geschichten zu einer neuen Reise auf, um innere Schichten von Mensch und Welt freizulegen, Sinnhaftes zu ergründen und näher beim Anderen - ob Fels, Mensch oder Landschaft - anzukommen. Das seelisch Edle ist dabei mein Ziel und Faszinosum. Das Leben ist für mich eine Wanderung ob der Begegnung mit sich selbst und dem Anderen. Im Entdecken des Gegenübers und dem Begreifen von Naturerscheinungen erfahren wir unsere eigene Verwandtschaft mit allem Irdischen sowie Kosmischen und werden zugleich freier und im wahrsten Sinn des Wortes mitfühlender. Es bewirkt ein inneres Wachsen. |
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Als Schriftsteller erstelle ich kein reines Abbild des Sichtbaren. Schreiben bedeutet für mich viel mehr Unsichtbares sichtbar zu machen, eine innere Vision von Wirklichkeit freizulegen, zu deren Torhüter ich sodann meinem Verständnis nach als Autor werde. So kann der Leser in jedem meiner Bücher eine andere zur Geschichte verdichtete Vision beschreiten, diese erkunden, in ihr die Tiefe sowie Weite ausloten und darin Eigenes ergründen. Denn Poetik vermag mit allem Leben und allen Dingen seelisch zu verbinden, das eigene Bewußtsein entgrenzend. So wünsche ich dem Leser Neugierde auf mein Werk und den Mut, es sich zu entdecken! Alexander A. Gronau |
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Fotos 3, 4, 6 und 13 von Lilia Alva, Fotos 7, 10, 11 und 14 von Alexander A. Gronau, Foto 1, 2 und 5 von Franziska Ollmann, Fotos 8 und 9 von Eberhard Gronau Foto 12 von Peter Engelhardt, Das nebenstehende Foto zeigt die Darstellung eines Grünen Mannes an einem Brunnen in Nürnberg. |
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