DIE WALKÜRE SWANHILD

Mythischer Roman von ALEXANDER A. GRONAU

Eingehender Recherche nach der erste Walkürenroman der Literaturgeschichte


LESEPROBE

Der Roman spielt im Jahre 1813 auf einer im Gebirge der Sächsischen Schweiz gelegenen Burg


Ich wurde in die Kemenate geführt, welche am heutigen Tag von den Lichtstrahlen der Aprilsonne geradezu überflutet war. Eine schräg einfallende Säule übergleißte die Gestalt der aufrecht im Himmelbett sitzenden Walküre Swanhild; Uneingeweihte nennen sie in ihrer Unwissenheit Schwanengräfin. Diese Haltung war neu an ihr und sprach für eine Besserung ihres Gesundheitszustandes, was mich überglücklich stimmte. Als ich mit begrüßenden Worten anheben wollte und jäh ihr lichtüberstrahltes Haupt wie von einem zweiten, solaren Schleier bedeckt sah, stockte ich bereits im ersten Ansatz. Sie ging taktvoll darüber hinweg, indem sie mit einer Geste aus dem Handgelenk bedeutete, ich solle mich in den Lehnstuhl setzen, in welchem ich schon gestern getreulich bei ihr Wache gehalten hatte. Dem gerne nachkommend, setzte ich mich und gewahrte erst aus dieser veränderten Position heraus, daß ihr eigentlicher Schleier hochgeschlagen war, und zwar über ihre merkwürdig ausladende Haube hinweg. Dennoch konnte ich ihre Züge kaum ausmachen. Denn all das beschriebene Licht schien von ihrem schwanenzarten Antlitz selbst auszugehen!

Zu meiner Freude gewöhnten sich meine Augen allmählich besser an all die Lichtfülle. Was sich von ihrem Aussehen andeutete, ähnelte tatsächlich meiner jahrelangen Traumerscheinung. Doch noch weit mehr lichte Schönheit offenbarte sich mir und löste in mir das Gefühl höchster Verzückung aus; ganz so, als wäre ich zum ersten Mal in meinem Leben sehend geworden. Ihre Stirn war edel und in nachdenkliche Falten geschlagen, was den tiefsinnigsten Geist verriet. Ihre Augenbrauen wirkten gleichfalls stark auf mich, waren diese doch geschwungen wie Schwanenschwingen im Flug, wenn sie, Höhe gewinnend, kräftig schlagen. Und als mich aus goldener Augeniris jäh ihr Blick traf, da überraschte es mich: Zeitlose Weisheit war das Wesen, das mich daraus ansah, so warm und kühn zugleich! Währenddessen beschlich mich das Gefühl von ihr wiedererkannt zu werden, so wie ich sie wiederzuerkennen meinte, wie durch jene Jahrtausende hindurch, die in ihrem Augenschein grünen und gründen. Mit einem Mal spürte ich ihren Herzschlag in meinem eigenen Herzmuskel! Es erfaßte mich ob dieses Phänomens heißes Frösteln. Mich in all meinen Fasern so lebendig wie nie zuvor durchglüht findend, stand ich mit einem Mal in einem heiligen Schrecken starr vor ihr, und wußte nicht, in welchem geheimen Moment ich mich aufgerichtet hatte.

Ihr alles Erstarrte leichtlich wiederbeleben könnender Mund öffnete nicht ohne Mühe seine Lippen morgenrot. Im Sprechen hauchte sie von ihrer Zunge wohl geformte Sätze; ihre im reinen Klang wie von güldenem Tau belegte Stimme wallte meine innersten Saiten auf! Es schallte aus der Schwingung ihrer Stimmbänder zeitlose Ewigkeit. Obwohl ich das Gefühl hatte, etwas noch nie Dagewesenes zu erleben, war mir ihr Tonfall dennoch so eigentümlich vertraut wie die Heimat der eigenen Ahnen, oder wie der Ursprung der eigenen Liebe; es traf mich so tief, als hätte ich - durch unzählige Leben hindurch - in ihr meine ewige Geliebte wiedergefunden. Keine andere Gewißheit empfand ich und ließ mein Herz so hoch schlagen wie niemals zuvor, und doch war ich bei allem in mir aufgewühlten Mut ganz darin gebannt ihr zu lauschen:

„Ich erkenne Dich, der du mit deyner getreuen Dichterseele der Sippe Widukinds entstammst!“ Ihre Worte elektrisierten mich, da ich die Röte ihrer Mundhöhle während sie sprach angedeutet sah. „Ich weyß zu benennen durch wieviele Leben unser ewiges Bündnis sich bewegt, im Gestern, Heute und Morgen. Dies hochheylige Bündnis unserer ewigen Liebe!“ So kündete sie mir und sah mich in einer Weise zärtlich an, daß ein ungekanntes Glück in mir aufglühte und ich doch leise fürchtete in einem Tagtraum mein Wunschphantasma über ihre Worte zu legen, die vielleicht nur freundlich zu mir sein wollten. Dennoch waren stolze Ahnungen in mir; sie durchzogen mein Wesen wie botschaftstragende Lichter eine Landschaft. Sie wußte alles, erinnerte in jedem Wimpernschlag all unsere Erlebnisse in Gleichzeitigkeit, die vergangenen wie die künftigen; wie dies vonstattengehen konnte, sollte ich später von ihr erfahren. Es ist einem Menschen etwas geradezu Unvorstellbares!

„Nicht durch deyne doppelte Pupille, da eyn Auge von dir kristallgrün, das andere erdfeuerbraun ist, erkenne ich dich als meynen ewigen Geliebten wieder! Durch sie sehe ich vielmehr deyn dichterisches Wesen so unverändert in seynem Edelmut hindurchschimmern! Ich sehe in all ihren Gründen unsere Liebesfluten schillern unvergänglich!“ So sprach jene Schwanenschöne, die sich mir als die Walküre Swanhild offenbart hatte, mythisch zu mir.

Einem drängenden Gefühl nachgebend, setzte ich mich zu ihr und unsere Hände suchten einander, um sich zu ergreifen. Und wie sanft war ihr starker Griff! Wieder hob sie ihre Stimme zum Sprechen an; mein Blick hing an ihren schwanengleich geschwungenen Lippen. Melodisch, etwa in der Art eines gesprochenen Liedes, setzte sie ihre Worte im altdeutschen Akzent:

„Wenn ich fern von dir war, durch viele Leben getrennt, da ich reysen mußte durch die Zeyten, freyer als ihr Menschen durch die Räume der Welt, habe ich immerdar von dir geträumt, im Wachen fast mehr noch als im Schlaf! Im Gewahren war mir immer lohend wie deyne Lippen schmecken, die so männlich zarten. Keyn anderer Mann unter den Menschen hat eynen solch feynen Mund als du, meyn ewiger Geliebter! Weyßt du noch, manches Mal stießen unsere Schneydezähne aneynander, wenn wir uns aus aufwallender Liebe zu ungestüm küßten, wie Meereswellen an eyne weyße Küste branden. Nie aber haben wir uns an der Seele verletzt und uns immer gehalten. Ich kenne dich, Caspar, unter den vielen Namen deyner menschlichen Leben. In jedem eynzelnen erneuerten wir unser Bündnis! Weyßt du noch, in welchem deyner Leben unsere Liebe begann?“ Sie sah mich wie unter größtem Bedauern ratlos dreinblicken und beschwichtigte mich darum augenblicklich:

„Es wird alles in deyne Erinnerung zurückkommen. Dies Erinnern wird bereits im nächsten Moment mit eynem deyner folgenden Atemzug beginnen! Ich trug - im Gegensatz zu dir - immer den selben Namen, da ich niemals starb und niemals sterben werde. Denn ich bin keyn Mensch! Als ich dich vor Jahrtausenden zum ersten Male sah, da erblickte ich das Leuchten deyner Seele und sah eynen feynfühligen Mann, sah so viel Mut und das Erkennen der Dinge in dir, da du als Dichter die Seelenräume der Welt beschreytest, daß ich mich verliebte in den Helden, der du dereynst warst und seyn wirst. Und nachdem ich - auf diese Art erhellt - alles Funkeln in mir erwacht spürte, begann unsere ewige Liebe, weyt noch vor unserem ersten Kuß, ja sogar weyt bevor du mich zum ersten Male sahst. Denn ich schaute schon wie deyne Seele auf die meyne eyn Echo wäre, wie unsere Seelen ineynanderstrebten, so lohend und hoch, in der Vereynigung unserer Kräfte die Wärme der Welt mehrend, die aus Minne sich erhebt. Doch auch das haben die Menschen vergessen, wie alles Hochheylige.

Du bist meyne ewige Sehnsucht unter den Menschen, und ich bin die Deyne. Über Schwaden schwanenweyßen Nebels, über Feuer, erschaffen aus dem Gesang unserer Stimmen, die in Liebe raunen, lagen wir eynander in den Armen, so oft; doch auch zu selten, und Leben gebar ich uns, so manches Kind entsprang unserem Eynsseyn. Deyne Stimme flüsterte mir in meyn empfindsames Ohr durch so viele Leben hindurch, wie aufs Ärgste du mich vermißt, riefst in deynen Träumen unaufhörlich nach mir. Deyne Sehnsucht erreychte mich immer, waren wir auch Epochen auseynander, ehe das Schicksalsgeflecht der Nornen uns erneut zueynanderführte, aus unserem Sehnen - Zeyten überbrückend - zusammenführende Fäden flocht. In Trauer war ich, wenn ich spürte deynen Schmerz in so manchem Leben, in dem wir uns nicht trafen, das Bündnis nicht erneuerten durch weytere Glut. Ich spürte und sah es in mir, wie du forschtest nach mir an so vielen Küsten und in den Gestaden deyner Erinnerung. So ersehnten wir eynander und fühlten uns nahe, auch wenn Gezeyten zwischen uns aufwallten. Aufwallten viel zu heftig und zu oft, da die Menschen auf diesem Erdenrund so schrecklich fehlgehen, so schmerzvoll, so peynigend in die Irre toben, von Schlachtfeld zu Schlachtfeld, seyt sie nicht mehr wissen, Geschwister der Bäume und Kinder der Götter zu seyn.

Wo ist das friedvolle Midgard geblieben? In Blut getränkt seyt die römischen Armeen der Silberhelme den Krieg ins germanische Land trugen und Gallien sich versklavten. Die Menschen sind taub geworden durch viel Falsch. Sie hörten auf Predigten in eyner toten Sprache. Nur du, nur du vergaßt das alles nicht, in den zahlreichen Jahrhunderten, die mehr als eyn Jahrtausend bedeuten. Auch wenn du mir soeben widersprechen willst, ich weyß, deyne Seele hat nichts vergessen! So wirst du mühelos alles erinnern! Es wird mit deynem nächsten Atemzug eynsetzen! Es kommt jetzt über dich! Ich sehe es deutlich, daß du dich jetzt daran zu erinnern beginnst, wie sehr dich meyn Mundtau laben kann. So wird es wieder seyn, meyn ewiger Geliebter. Bald schon!“

Indem ich meine Augen ekstatisch aufriß, in hell geweckter Erwartung, sah ich, wie ihr Kopf erschöpft auf das Kissen zurücksank. Besorgnis und Ernüchterung erfaßten mich. Doch jäh wußte ich, daß ich mit meiner offenen Hand zärtlich ihre Stirn zu berühren hatte, die hinter ihrer edlen Wölbung so viele Gestirne und Gestade trägt! Und kaum lag meine Hand auf ihrer schwanenblassen Stirn, da wußte ich ihre goldirisierten Augen wieder geöffnet, indem sie starr nach oben sahen, wie durch die Decke hindurchblickend, denn ich meinte in ihren Pupillen Wolkenschatten schwanenweiß zu erkennen. Da sah ich in mir, hinter meiner eigenen Stirn!, was sie in diesem Augenblick soeben erinnerte! Ich befand mich zu ihr wie in einen geistigen Rapport gesetzt. Ich erblickte mich in einer Vergangenheit weit vor meinem jetzigen Leben; meine Statur und meine Gesichtszüge waren leicht verändert; ein kriegerischer Lebenswandel hatte für mehr Muskulatur gesorgt. Ich durchlebte alles Geschehen ein zweites Mal.

„Eine Walküre ist eine Tochter der Götter!“ flüsterte es in mir. Zunächst hielt ich es für einen eigenen Gedanken; dann jedoch meinte ich tief in mir den lieblich-mächtigen Ton Swanhilds vernommen zu haben. Was für ein licht-zauberhafter Name dies ist: Swanhild. Und dann erhoben sich all die Szenerien einer einstigen Epoche, die ich nun in diesen meinen Tagebuchaufzeichnungen zu schildern mich anschicke.




Die Walküre Swanhild verbindet eine ewige Liebe
zum Helden des Romans, dem jungen
Romantiker Armin von Hollenstein.

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Der junge Dichter u. Kunstmaler Armin von Hollenstein.
Aus seiner Sicht wird der Roman in Tagebuchform er-
zählt, was eine unmittelbare Atmosphäre erzeugt.






Die Walküre Swanhild

von ALEXANDER A. GRONAU


Mythischer Roman. Eingehender Recherche nach der erste künstlerisch ambitionierte Walküren-Roman der Literaturgeschichte!


Buch im Großformat,
mit rotgoldenem Kopfschnitt manufakturgefertigt, mit einer zweiseitigen farbigen Bild-Tafel, vom Autor signiert, 320 Seiten; 32,95 Eur.


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