____________________________________________________________________ Aus dem Sachbuchteil des Werkes
Das historische Bild zeigt die Weiße Göttin in der Epoche des christlichen Mittelalters auf einem ihrer Frühjahrs-Umzüge durch Franken! Es stellt eines von etlichen Indizien dar, die belegen, daß das sogenannte Heidentum - also die indigene Religion Europas - nie gänzlich verschwunden ist, was im Gegensatz zur klerusfreundlichen Geschichtsschreibung steht, die dererlei Fakten aus ideologischen Gründen untergräbt. Die Gestik der durch die Dörfer reitenden Göttin ist schön herausgearbeitet, sie segnet die Kinder und reicht Gaben dar.
Die Weiße Göttin, die in weiten Teilen Deutschlands Holle oder Holda, in Süddeutschland Perchta oder Berta, in Skandinavien Huldr und Hel genannt wird, wendet sich auf ihren Umzügen insbesondere den Kindern (Weihnachten ist daher das Fest des Kindes) und den Ausgestoßenen der christlichen Gesellschaft zu: den Bettlern, Armen, Spielleuten sowie Gauklern. Im Hintergrund rechts hat sogar der Pfarrer der germanischen Göttin zu huldigen. Dahinter steht die geschichtliche Tatsache, daß die Kirche sich auf dem Land den germanischen und keltischen Göttern und Bräuchen lange beugen mußte, letztlich bis zur Schreckenszeit der unheiligen Inquisition, die an den sogenannten Hexen als den Priesterinnen (Heilerinnen und Hebammen) der germanischen und keltischen Religion gezielt die massenhafte Menschenvernichtung alter Wissensträger verbrach. Der Klerus begann im Verlauf des Mittelalters zu verbreiten, bei der Weißen Göttin Perchta (was die prächtig Glänzende heißt) handele es sich um eine wohltätige Königin namens Berta. Die Kirche wollte durch diese Umdeutung das Wissen um die einheimische Göttin vernichten. Die wahre Göttinnenidentität verrät sich auf dem historischen Bild aus dem 19. Jahrhundert neben den zeremoniellen Formen und altgermanischen Festtagen der Umzüge allein schon am Rocken. Diesen wußten ländliche Beschauer sicherlich sehr lange zu deuten, schließlich galt er als eine Gabe der huldvollen Göttin und wird zudem mit der Allmuttergöttin Frigga in Verbindung gebracht. Eine heilige Frau, die in der Tradition der indigenen Religion stand, stellt in den Mysterienspielen der segnenden Umfahrten die Weiße Göttin dar; sie kam sicherlich aus den Dörfern, die meist nur oberflächlich zwangschristianisiert waren und in denen die Menschen weiterhin Praktiken des germanisch-keltischen Polytheismus praktizierten. Das vorherige Kapitel legte dar, daß die Spinnstuben der ländlichen Frauen bis in die Neuzeit hinein Stätten der Einweihung in die Mythen der einheimischen germanischen Göttin blieben. Das Christentum war äußerst lange nur in den römisch-katholisch orientierten Herrscherschichten verankert und dem Volk aufgezwungen... Die germanischen Nornen, die jedem Wesen und der Welt die Schicksalsfäden einspinnen, sind die Töchter der weißgewandeten Erd- und Himmelsgöttin, der Lichtgott Balder ist ihr Sohn, dessen jährliche Wiedergeburt aus ihrem Schoß an Weihnachten gefeiert wird. Was das Spinnrad der Göttin und das Wagenrad der heiligen Götter-Umzüge mit dem Jahreszeiten bewirkenden Sonnenrad des Gottes Tyr, also mit der Sonne, zu tun hat, ist Gegenstand der nächsten Betrachtung. ___________________________________________________________________________ Aus dem Sagen- und Geschichtenzyklus des Werkes
Deren einzige Hoffnung bestand darin, daß er rechtzeitig vor dem drohenden Tod des Neugeborenen zu ihnen zurückkäme. Die Pein, daß dies zarte Leben - so schmerzvoll von seiner erschöpft im Bett niederliegenden Mutter geborenen - wieder aus ihrer Mitte fortgerissen würde, machte alle im Raum stumm und beinahe bewegungslos. Doch er trat mit einem Ausdruck in die Tür, die alle erstaunte ohne es benennen zu können. Er taufte mit behenden Handgriffen das Neugeborene mit dem Wasser des Brunnens der Weißen Göttin, und was niemand für möglich hielt geschah: das Kind wurde augenblicklich gestärkt und gesundete. Der Bauer und seine Familie, der er alles Huldvolle erregt erzählte, nahmen das fremde Kind bei sich auf. Damit war das Glück, das in sein Haus kam, vollkommen. Weder Krankheit noch Not suchten seine Frau, seine Kinder und ihn je heim. ______________________________________________________________________________________ Die Erzählung "Die Weiße Göttin" von Alexander A. Gronau
Wehmütig waren während jeder Predigt die frierenden Blicke, denn schweigend war die Erinnerung an liebliche Zeiten in ihnen lebendig, als die Huldvoll Weiße Göttin unter ihnen weilte, zu deren licht-tiefen Reich viele Tore hinführen; das ihren eigenen Wohnstätten am nähersten liegende war der zum Teich versumpfende Oberdorlasee. Macher ihrer Vorfahren soll ihn als Gerufener der Huldr beschritten haben. Alle, da sie fröstelnd in der Kirche dem Ende der Predigt aus fremdartig sie umklingenden Worten harrten, wußten den Grund ihres Dorfes seit Menschengedenken bewohnt. Frieden hatte bei ihnen unter den Geschlechtern einst bestanden, die Felder waren von der Göttin stets fruchtbar gehalten worden, keiner verhungerte unter Frondiensten, denn keiner war der Leibeigene eines Feudalherren gewesen. So lauteten die allmählich zu Sagen werdenden Erinnerungen, die sie untereinander insgeheim in feuriger Sehnsucht weitergaben. Ihr Atem wallte wahrnehmbar durch die Kälte der Kirche, während sie ihre Gedanken zwischen den klerikalen Mauern unentwegt unsichtbar halten mußten. Erst vergangenes Jahr waren die letzten Menschen, die es gewagt hatten an den altüberlieferten Festtagen am Teich der Huldvollen zu beten und hingebungsvoll Riten vollzogen, ergriffen und nach dem Willen des Papstes aus dem fernen Rom zum Tode verurteilt worden. Jeder im Dorf hatte unter den öffentlich Hingerichteten Angehörige zu betrauern, die zu Schandworten des Tonsurträgers in einer Massengrube verschüttet wurden; keine Blumen hatten sie ihren Lieben zum Trost darreichen dürfen, deren Seelen durch einen gewaltsamen Tod auf das Heftigste entsetzt worden waren. Es war ihnen auf das eindringlichste wehmutsvoll bewußt, daß sie sich inmitten dieser Kirche auf dem vereinnahmten Platz des vor mehreren Menschenleben niedergebrannten Tempels ihrer geliebten Göttin Huldr höchstselbst befanden. Es schmerzte ohne Linderung; doch manch einer nutze diesen Umstand, um heimlich während der unverständlichen Litaneien des Pfarrers zur Huldvollen Göttin, die viele die Liebe Frau nannten, Bitten und Gebete in die kalte Luft zu hauchen; so leise, daß sie kaum Laut gaben, kaum verräterisch die Lippen bewegten. So auch an diesem Sonntag, dem letzten vor Beginn der Rauhnächte, die seit altersher ihrer Göttin zugehörig waren. Unter dem von steinernen Säulen gestützten Dach bemerkte der Pfarrer auch dieses Mal all die Gebete an die verbotene Weiße Göttin nicht. Denn er verblieb die gesamte Predigt über unverrückt mit dem Rücken zu denen, die er verachtete und zugleich für seinen Herren zu erretten trachtete, indem er in ihnen den Heiden abtöten wollte ohne den Menschen zu morden. In den Holzreihen hinter ihm standen sie fröstelnd und geräuschlos atmend, erstarrt vor Furcht. Was er nicht erfassen konnte, waren all die Gesichte an eine freie Zeit, die in diesen Menschen lebendig walteten und sie sehnsuchtsvoll bestimmten.
"Die Weiße Göttin Huldr - Mythisches Sachbuch" Sachbuch über die vom Klerus verbotene und bekämpfte Göttin unseres Kulturraums von Alexander A. Gronau; erweiterte 3. Auflage mit einer zweiseitigen Bildtafel und 17 teilweise farbigen Abbildungen; ca. 360 Seiten; 34,95 Eur. Buch im Großformat, mit rotgoldenem Kopfschnitt manufakturgefertigt und vom Autor signiert. Alle Rechte vorbehalten. JEDE BUCHBESTELLUNG DEUTSCHLANDWEIT NUR 2,95 EUR PORTO
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