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Photo: Eberhard Gronau



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Photo: Eberhard Gronau


FREI WIE DER WIND - Tah-OH-pe Nagi

Indianischer Roman von ALEXANDER A. GRONAU


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Hintergrundinformation zum Roman indianischer Gegenwartsthematik von Alexander A. Gronau

Meine erste Reise zu den Sisseton-Wahpeton-Dakota der Lake Traverse Reservation in den USA zählt zu den wichtigsten Erfahrungen in meinem Leben, und die vier Adlerfedern, die mir der Älteste Red Owl für mein Wirken als Schriftsteller verlieh, sind der wertvollste Besitz für mich. Es war für mich sehr prägend vollständig aus der eigenen Kultur heraustreten zu können und Menschen in tiefer Freundschaft zu begegnen, die in ihrem Denken und Fühlen bis heute von einer naturreligiösen, spirituellen Weltsicht geprägt sind. Ich durfte für viele Monate bei Ihnen wohnen und wurde später mit einer Adoptionszeremonie aufgenommen. Als ich zu ihnen kam, erzählte ich ihnen, daß ich nach den Ursprüngen des Menschseins suche, die in Europa vornehmlich durch die Christianisierung als Folge römischer Expansion zerstört worden sind, und daß ich glaube, daß der westliche Mensch im weiteren Verlauf seiner Geschichte sehr wichtige Dinge, wenn nicht das Wichtigste, verloren und vergessen hat. Nämlich, was das Menschsein auf dieser Erde bedeutet. Ich äußerte diese Dinge in einer traditionellen Familienzeremonie. Ich wurde verstanden, und wir erkannten, daß es uns um die gleiche Sache geht. Es war für sie hochspannend, von den Weltenbäumen der Kelten und Germanen zu hören, und wie diese von den Missionaren gewaltsam gefällt wurden und der Tod ihrer verteufelten Naturgottheiten zwangsverkündet wurde. Denn Ähnliches haben die Dakota in ihrer eigenen Kultur erleben müssen, die in ihrer wichtigsten Zeremonie, dem Sonnentanz, ebenfalls einen Weltenbaum verehren. Viele Dakota haben noch selbst auf den Missionsschulen bis weit in die siebziger Jahre hinein die Verteufelung ihrer Religion erleben müssen.

Die Dakota kämpfen hart um die Bewahrung ihrer kulturellen Seele. Ich habe bei ihnen beeindruckend viele engagiert, und nicht ohne wiederkehrende Verzweiflung, darum kämpfende Persönlichkeiten kennengelernt, ob nun bei traditionell ihre Religion Ausübenden, oder unter Ärztinnen, Erzieherinnen in Heimen, Lehrern auf stammeseigenen Schulen, Naturschutzbeauftragten und einigen Stammesratsmitgliedern; das jüngste Stammesratsmitglied betrauerte damals schmerzvoll den kürzlichen Verlust der Großmutter, die noch über so viel altes Wissen verfügt hatte, das nun mit ihr gegangen war.

In mein Buch sind viele Erlebnisse mit meiner heutigen Adoptivfamilie eingegangen. Meine Geschichte will über die Hauptfigur Tom Patrick High Eagle vom schwierigen Weg zur eigenen indianischen Identität erzählen. Es ist für uns alle wichtig, daß auf dieser Erde ursprüngliche Kulturen überleben und wir einen Eindruck von ihnen gewinnen, sonst stirbt für uns alle die letzte Erinnerung daran, wer wir als Menschen eigentlich sind.


Bear Butte, Visions-sucheplatz der Dakota und Cheyenne in den Black Hills. Photo: Eberhard Gronau

Es war für mich sehr wichtig, mit dem Ältesten Red Owl über meine Geschichte "Frei wie der Wind - Tah-Oh-pe Nagi" in vielen Einzelheiten sprechen zu können, zu hören, was er, und auch andere eingeborene Amerikaner, und nicht nur Dakota, von ihr hielten. Red Owl sagte mir, daß die von mir in einem Erziehungsheim dargestellten Erlebnisse meines jugendlichen Helden ausdrücken, was für viele Indianer die ihnen am heftigsten zusetzende Lebenserfahrung darstellt, nämlich fernab der eigenen Leute, vom eigenen Land, ohne die eigene Sprache, von einer fremden, weißen Kultur nach vollständig anderen Wertmaßstäben zwangserzogen worden zu sein, ohne jede Rücksicht auf die eigene indianische Identität, die einem als minderwertig vermittelt wurde. Dieser Bruch zu sich selbst, zum eigenen Nagi, stünde als wahrer Grund hinter den Alkoholproblemen vieler. Wie es meiner jugendlichen Hauptfigur innerhalb der Erziehungsanstalt gelingt, trotz des schmerzvollen Abgetrenntseins von der eigenen kulturellen Heimat auf der Reservation sich selbst, sein Nagi, sein Seelengleiches, zu bewahren, wäre für viele eigene Leute wichtig. Zudem könne meine Geschichte vielen Nichtindianern ein wirkliches Verständnis für ihre Kultur vermitteln, gerade über meine Hauptfigur Tom Patrick High Eagle, die im Laufe ihrer Entwicklung sich immer mehr Bestandteile der eigenen Identität erschließt. Ihrem Selbstfindungsweg könne jeder Leser nachgehen. -Als ein Medizinmann der Dakota mich bei meiner letzten Reise für Einweihungen als einen „Überlebenden europäischer Stämme“, wie er mich nach meinen Erzählungen mehr als einmal nannte, bei sich behalten wollte, war dies eine große Ehre für mich und zeigt mir einen wichtigen, tiefen Weg an, der für mich künftig noch bei den Dakota zu gehen ist.

Jeder Stamm lädt jährlich zu einem zeremoniellen Tanzfest (Pow Wow).


Zu diesen Gelegenheiten besuchen sich Mitglieder vieler Stämme gegenseitig. Es ist eine der wenigen Möglichkeiten seine indianische Identität zu leben. Die schwarze Flagge im Zentrum des Bildes ist das Symbol der Indianischen Freiheits-Bewegung AIM. Das Sternenbanner wird als Erinnerung an einen Sieg über die US-Armee gezeigt.

Photo: Eberhard Gronau

Der Name Tom Patrick High Eagle meiner jungendlichen Hauptfigur setzt sich einmal aus dem Namen des irokesischen Protestsängers Don Patrick und dem Namenszug High Eagle eines Künstlers der Sisseton-Wahpeton-Dakota zusammen, welcher in sich viele Visionen der alten Zeit schaut und Bilder malt, denen jene Kraft inneliegt. Dies spiegelt sich in meiner Romanfigur. Dessen Mutter ist eine Lakota, der Vater ein Irokese.

Im Übrigen möchte ich noch anführen, daß ich für meine fiktive Geschichte den geschichtlich realen Hintergrund des indianischen Protestes wider den Bau eines Golfplatzes auf einem traditionellen Friedhof der Irokesen wählte, um dem Leser zu verdeutlichen, daß der indianische Kampf um die einfachsten Rechte als Mensch und Volk, trotz einiger wichtiger Erfolge, wie dem errungenen Recht die eigene Religion auszuüben (bis 1978 war dies in den USA unter Strafe verboten) , bis heute weitergeht. Es ist kein gestriges Thema. In vielen Reservationen müssen sich Indianer gegen die Zugriffe nach den Rohstoffen auf ihren Reservationen erwehren, nicht immer mit Erfolg; so manches Grundwasser wurde bereits radioaktiv verseucht, wie in Pine Ridge bei den Oglala Lakota, oder im Südwesten bei den Navaho, wo aufgrund des Uranabbaues ganze Familien zwangsumgesiedelt wurden. Lange Zeit war es eine beliebte Praxis, Indianerkinder aus ihrem kulturellen Umfeld zu reißen und sie weißen Adoptivfamilien zuzusprechen, nicht selten aus Armutsgründen, wie in meinem Roman. Die offenen und subtilen Angriffe gegen die indianische Kultur auf nordamerikanischem Boden haben immer wieder vielschichtige Gesichter. Eine der widerlichsten Methoden war in den USA der siebziger Jahre die Zwangssterilisation indianischer Frauen bei Krankenhausaufenthalten, was bis zur UNO vordrang und erst dann eingestellt wurde. Mitte der neunziger Jahre gab es in Kanada das erste Gesetz, das sicherstellen will, daß Kinder indianischer Herkunft nur noch an indigene Familien gegeben werden dürfen.

ALEXANDER A. GRONAU



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Frei wie der Wind - Tah-OH-pe Nagi

von ALEXANDER A. GRONAU

Politisch-spiritueller Roman indianischer Gegenwartsthematik,
192 Seiten.

Buch im Großformat, mit rotgoldenem Kopfschnitt manufakturgefertigt und vom Autor signiert;
24,95 Eur.

Alle Rechte vorbehalten

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Dieser kleine Bilderreigen zeigt meine indianische Adoptivfamilie

Ich erfuhr bei Ihnen als ein "Überlebender von Europäischen Stämmen" - wie sie mich nannten - liebevolle Aufnahme. Ich bin stolz und glücklich, daß es mir als Europäer gelang, eine solch wesenstiefe Freundschaft zu schließen, die in einem Verwandtschaftbund mündete. Jahrhundertelang kamen Menschen aus Europa einzig, um ihnen mordend das betreute Land zu stehlen.

Ich konnte mit meiner indianischen Familie viele wichtigen Aspekte meines Romans "Frei wie der Wind" besprechen. Ich arbeite derzeit an einem Buch, daß anhand des Stammes der Sisseton-Wahpeton-Dakota das heutige indianische Leben darlegen will. Es ist geprägt von der Rückbesinnung auf die eigene, von christlichen Missionaren verteufelte Religion und Tradition.


DAS ERSTE BILD zeigt meine Adoptivgeschwister: Audrey arbeitet als Erzieherin für indianische Heimkinder und hat Ihre Tochter nach der Weißen Bisonkalbfrau benannt, Delrey ist oberster Aufseher der Natur der Reservation und führte die erste Bisonherde wieder ein; außerdem ist er Sonnentänzer. Scott ist jüngstes Mitglied im Stammesrat und befördert dort die Rückkehr zu indianischen Gesellschaftsstrukturen.
DAS ZWEITE BILD zeigt den indianischen Aktivisten John vor dem Symbol des Weltenbaumes im Zentrum des Zeremonienplatzes, den ich die Ehre hatte zu betreten, um meine Adoptivgeschwister bei der heiligen Zeremonie zu unterstützen. Sie luden mich auf das stammeseigene Colleges, um dort von den indigenen Vökern Europas, den ebenfalls weitgehend zwangschristianisierten Kelten, Germanen und Slawen zu erzählen, in deren weltanschaulichem Mittelpunkt ebenfalls der Weltenbaum stand.
DAS DRITTE BILD zeigt Red Owl, der Historiker des Stammes und ein Hüter der Heiligen Pfeife ist, zusammen mit John beim Heilpflanzen- und Kräutersuchen auf dem heiligen Berg der Sisseton-Wahpeton-Dakota, zu dem sie mich zur Visionssuche mitnahmen. Er leitete meine Adoptionszeremonie und nennt mich seinen Sohn.
DAS VIERTE BILD zeigt Delrey und Audrey mit Nichten. Sie zeigten ihnen - und mir zur Einweihung meiner Adoption - das angestammte Land ihrer Vorfahren, führten uns an einen Massaker-Gedenkplatz, wo die U.S. Armee wehrlose Frauen und Kinder ihres Stammes niedergeschossen hat. Sie zeigten uns auch den Friedhof, auf dem Ihre Großeltern unter christlichen Kreuzen beigesetzt liegen. Sie erzählten mir wie grausam diese Generation ihres Volkes in der angrenzenden Kirche zwangschristianisiert wurde. Dieser Generation wurde eingeredet, sie seien Geschöpfe des Teufels, was ihre dunklere Hautfarbe bezeuge. Für jedes Wort in der eigenen Sprache, wurden jene bereits als Kinder auf den Zwangs-Missionierungs-Schulen geschlagen und mißhandelt. Zudem erlitten sie dort häufig das Verbrechen des sexuellen Mißbrauchs, das ihrer eigenen Kultur fremd ist.